Tuchmachermuseum Bramsche

Die Produktion läuft weiter. Zwei neue Stücke sollen nach Ostern zum Walken, Rauen und Scheren nach Bockhorn in Friesland geschickt werden. Seit vielen Jahren übernimmt dort die Firma August Küper diese Arbeitsschritte für uns. Im Museum haben wir zwar zwei funktionstüchtige Walken und eine Strangwaschmaschine, aber sie müssten praktisch ständig laufen – ein On-/Off-Betrieb im Nassbereich ist mit den historischen Maschinen aus Holz nicht möglich.

Ein Stück bezeichnet übrigens das mit einer Webkette gewebte Gewebe. Wir arbeiten meistens mit 50 m langen Webketten. Entsprechend lang ist dann das Stück, wenn es vom Webstuhl genommen und zur Kontrolle über den Tisch gezogen und genoppt wird.

Schon Justus Möser bemängelte die Unreinheit der Wolle, die den Tuchmachern die Arbeit erschwerte. Obwohl sich in dieser Hinsicht in den letzten 300 Jahren viel getan hat, ist die Reinheit der Wolle noch immer sehr unterschiedlich. Während unsere anthrazitfarbene Wolle keinerlei Probleme machte, befinden sich in der braunen Wolle auch nach dem Wolfen, Krempeln, Spinnen und Weben viele Kletten und Strohreste, die beim Noppen mühsam entfernt werden müssen. Auch die beim Zwirnen, Umspulen und Fadenriss in der Webkette entstandenen Knoten werden hier wieder herausgearbeitet, bevor das Stück gewalkt werden kann.

Eine Sonderbehandlung erfahren unsere Jacquarddecken aus der Bauhaus-Kollektion. Sie werden nicht gewalkt und geraut, damit das feine Muster nicht unter einem dichten Flor verschwindet. Nach dem Weben werden sie geschnitten, gekettelt und einzeln in unserer speziell zu diesem Zweck angeschafften Waschmaschine angewalkt. Nach dem Trocknen im Heizungsraum müssen sie noch gedämpft werden. Drei dieser Einzelstücke im Flechtköper-Muster sind gerade fertig geworden.

Um weitere Decken auf dem Jacquard-Webstuhl herstellen zu können, muss eine neue Kette aufgezogen werden. Zur Vorbereitung wurde mit der alten Webkette ein Fadenkreuz gebildet. So ist es anschließend leichter, die neue Kette Faden für Faden anzuknoten. Die neue Kette aus Viskose wird gerade gezwirnt. Dafür werden jeweils 4 der sehr dünnen Fäden miteinander verdreht.


Autor: Ilka Thörner